Eine Nation im Aufbruch

Estland ist die nördlichste Nation im Baltikum. Der seit 1991 unabhängige Staat ist Mitglied der Vereinten Nationen und seit 2004 Mitglied der Europäischen Union. Estland ist zudem Mitglied des Europarats, der NATO sowie der OSZE, seit 2010 der OECD und seit 2011 auch der Eurozone.

Geographie

Flächenmäßig ist Estland etwas kleiner als Niedersachsen und etwas größer als die Schweiz. Mehr als 50 Prozent der estnischen Landesfläche sind bewaldet (vgl. Schleswig-Holstein 11 Prozent). Die Küstenlinie hat eine Länge von 3.794 Kilometer (vgl. Schleswig-Holstein 796 inkl. Inseln und Halligen).

Das heutige Estland besteht aus der ehemaligen, von 1710 bis 1918 zum Russischen Reich gehörigen Ostseeprovinz Gouvernement Estland und dem nördlichen Teil Livlands, zu dem auch die Insel Saaremaa (Ösel) gehörte.

 

Politik: Am 30. März 1990 erklärte sich Estland wieder zur Republik. Im August 1991 stellte Estland nach einem langwierigen Prozess der Loslösung im Zuge von Glasnost und Perestroika die Souveränität wieder her. Diese Entwicklung verlief überwiegend friedlich und wurde als „singende Revolution“ bekannt. In einem Referendum befürwortete die estnische Bevölkerung am 14. September 2003 den Beitritt zur Europäischen Union, der am 1. Mai 2004 vollzogen wurde.

Estland ist eine parlamentarische Republik. Die gesetzgebende Gewalt liegt beim Riigikogu, der Staatsversammlung, die laut estnischem Grundgesetz 101 Abgeordnete hat. Die Regierung der Republik besteht aus Ministern und dem Premierminister. Das Staatsoberhaupt ist der Präsident der Republik Estland, der mindestens 40 Jahre alt sein muss. Bei der Parlamentswahl im Jahr 2011 lag die Wahlbeteiligung bei 62,9 Prozent. Gewählt wird in Wahlkabinen, über das Internet oder per sms.

Neben der estnischen Mehrheit (68,95 %) gibt es eine starke russische Minderheit (25,48 %), sowie kleine Gruppen von Ukrainern (2,06 %) und Finnen (0,78 %). In Tallinn sind 45 Prozent keine ethnischen Esten.

Estland hat ein Einheitssteuer-System. Der Einkommensteuersatz liegt seit dem 1. Januar 2015 bei einheitlich 20 Prozent.

 

Religion: Die Mehrheit der Esten gehören keiner Konfession an. Religiöse Institutionen spielen nur für eine Minderheit der Bevölkerung eine Rolle. Traditionelle Religion der Esten ist, wie auch in Skandinavien, der christliche Glaube in der Form des Lutherums. Die Estnische-Evangelisch-Lutherische Kirche (EELK) ist die quasi-offizielle Kirche und der Erzbischof ist die zentrale Persönlichkeit der estnischen öffentlichen Religion. Die EELK trägt wesentlich auch die Theologenausbildung in Estland (in Tartu an der Universität und in Tallinn an der Kirchlichen Hochschule. Die zehn großen christlichen Kirchen und Gemeinschaften haben sich im Rat Christlicher Kirchen zusammengeschlossen.

 

Bildung: In Estland gibt es zwölf anerkannte Universitäten, davon sieben staatliche und fünf Private Hochschulen, sowie 26 weitere Hochschulen. In vielen Schulen Estlands gibt es bereits elektronische Klassenbücher. Dies ermöglicht Lehrern wie Eltern, von zu Hause aus Einsicht in die Einträge der Bücher zu nehmen. Programme, aber ggf. auch Computer, werden den Eltern vom Staat zur Verfügung gestellt. Bereits Ende der 1990er Jahre hatte jede Schule einen Internetzugang.

 

Kultur: Estland war immer ein interkulturelles Land mit vielschichtigen Wurzeln. Die estnische Kultur und Architektur wurde über einen Zeitraum von etwa 800 Jahren stark durch die ortsansässige deutschbaltische Oberschicht geprägt. Die großen Städte, insbesondere Tallinn (alter Name: Reval), waren stark von der Hanse geprägt. Vom Mittelalter bis weit ins 19. Jahrhundert bildeten die deutsche Kaufleute das wesentliche Element in Tallinn. Einen kulturellen Umbruch erfuhr Estland durch den Verlust deutscher und schwedischer Bevölkerungsanteile durch den Zweiten Weltkrieg. In der Gegenwart orientiert sich die Kultur stark zum nördlichen Nachbarn Finnland. Sie ist im Wesentlichen westlich ausgerichtet und unterhält zahlreiche Kooperationen mit deutschen Gesellschaften, evangelischen Kirchen (Nordelbische Kirche) und Universitäten (z. B. Kiel und Greifswald)

 Aktuelle Projekte: Link