Vilivere Küla – Zurzeit wohnen zwölf Menschen vor den Toren der estnischen Metropole Tallinn in der stationären Betreuungseinrichtung Katikodu. Ende des Sommers sollen es jedoch bereits 14 sein, ein wenig später wird dann ein weiteres Gäste-Zimmer eingerichtet werden. Katikodu ist ein Heim für ganz besondere Menschen. Menschen, die zur Bewältigung des Alltags Unterstützung und Hilfe brauchen.
Um diesen Menschen auch im Winter, wenn zum Beispiel keine Gartenarbeit möglich ist, einen strukturierten Tagesablauf bieten zu können, wird jetzt im Nachbarort Kohila neben anderem eine Werkstatt eingerichtet, die neue Beschäftigungsmöglichkeiten bieten wird.
Seit sieben Jahren leitet Merilin Niilop (39) die Betreuungseinrichtung Katikodu in Vilivere Küla. Einfach sei es nie gewesen, erzählt die engagierte Sozialarbeiterin, und dies vor allem, weil die Finanzierung des Heims und der Pflegeplätze über Jahre auf wackligen Beinen stand. „Die staatlichen Sozialleistungen waren nie ausreichend,“ so Merilin. Aus diesem Grund ergab sich regelmäßig eine hohe finanzielle Unterdeckung (Darüber berichtete ich bereits nach meinem letzten Besuch: Link) die durch Zuwendungen aus dem Ausland einigermaßen ausgeglichen werden konnte.
Unterstützt wurde Katikodu in der Vergangenheit auch vom Diakonischen Werk Schleswig-Holstein, der Soziallotterie „Aktion Mensch“ und durch Sponsoren aus Finnland. Die künftige Werkstatt in Kohila, das Haus wird kostenfrei durch die Gemeinde zur Verfügung gestellt, wird ebenfalls durch Zuwendungen aus Deutschland möglich gemacht.
Zurzeit ist in einem Raum des Gebäudes eine Polizeiwache untergebracht, über deren Verbleib in diesen Tagen entschieden werden soll. Ebenfalls ist dort eine Sozial-Tagestation für Rentner beheimatet, die Merilin Niilop in ein Tagescafé umwandeln möchte, das von Menschen mit Behinderungen aus Katikodu und Kohila geführt wird. In weiteren Räumen soll ein Second-Hand-shop, eine Handarbeitswerkstatt und eine professionelle Reinigung entstehen, die künftig für Betriebe und Institutionen der Region Dienstleistungen anbieten wird.
Merilin Niilop und ihre sieben Mitarbeiter haben große Pläne, um sowohl die finanzielle Grundlage von Katikodu zu verbessern, vor allem aber Beschäftigungsmöglichkeiten für die Bewohner und auch die Tagesgäste zu schaffen. „Pläne, deren Umsetzung sicher zehn Jahre benötigen“, erklärt die Katigodu-Leiterin fröhlich. Und erhebliche finazielle Mittel erfordern, allein ein professioneller Voll-Waschautomat kostet rund 14.000 Euro. Wolfgang Henze
Inzwischen konnten zwei weitere Zimmer ausgebaut werden, so dass jetzt 14 Bewohner auf Katikodu leben.