Riga – In Deutschland gibt es vereinzelt Sozialstationen oder Tagestreffs in denen im räumlichen Zusammenhang ältere Menschen gemeinsam mit Kindern betreut werden. Dies schafft vor allem positive Auswirkungen, wie die seit Ende 2013 auch im Tagestreff „Paaudzes“ in Riga zu verzeichnen sind. Dabei ist „Paaudzes“ eigentlich ein Zufallsprodukt.
Paaudzes bedeutet Generation. Und genau das trifft auch zu für den gleichnamigen Tagestreff, der in einem dichtbebautem älteren Rigaer Stadtteil zu finden ist. Dennoch wird das ziemlich marode Gebäude, in dessen Obergeschoss auch einige Senioren-Appartments eingerichtet worden sind, von einigem Grün umgeben. „Und das ist auch wichtig“, erklärt Rita Lurina (52), die zusammen mit acht Mitarbeitern und fünf ehrenamtlichen Helfern die Sozialstation am Laufen hält. 30 bis 60 Kinder und rund 50 Senioren werden im „Paauzes“ täglich betreut, und nicht nur die Kleinen wissen die Garten- und Sportanlage insbesondere bei schönem Wetter zu schätzen. Die Kinder stammen zumeist aus Problemfamilien und auch die Senioren haben „Lebens-Hypotheken“ zu tragen, die das Leben nicht einfach machen. Eine überstandene Drogen- oder Alkoholabhängigkeit vielleicht, psychische Probleme bis hin zu massiven Depressionen; schlichte Armut auch, die eine bescheidene Teilhabe am gesellschaftlichen Leben kaum möglich macht.
Das Programm im Tagestreff „Paaudzes“ greift an vielen Stellen an, um den Menschen zu helfen. Das fängt beim Essen an. Viele Kinder kommen hungrig in die Station, bekommen zuerst ein Frühstück und später Mittagessen. Hunger ist auch für die Senioren nicht ungewöhnlich. Viele Klein- und Sozialrentner kommen ohne Tagestreff oder kostenlose Suppenküche kaum über die Runden. Erst wenn elementare Bedürfnisse, wie beispielsweise die Nahrungsaufnahme, gestillt werden können, greifen Maßnahmen mit dem Ziel Sinn für eine geregelte Lebensführung zu schaffen oder auch physischer oder psychischer Gewalt abzuschwören.
Lote Kalnina (25) ist Psychologin im Tagestreff. Sie kümmert sich sowohl um die Kinder, wie auch um die Erwachsenen. Die psychische Betreuung der Kleinen bezeichnet sie als wesentlich einfacher wie die der Erwachsenen. „Die Kinder reden gerne, vieles lässt sich über Spiele thematisieren, die Älteren sind doch wesentlich verschlossener, reden nur ungerne über ihr Leben oder dessen Misserfolge“, so die junge Psychologin.
Aber wo liegt der besondere Erfolg gemeinsamer Betreuung von Jung und Alt in einem Zentrum? Nun, das hat etwas mit jugendlichem Schwung und gereifter Gelassenheit zu tun. Jung und Alt ergänzt sich gut, da profitiert bei Paaudzes eine Generation von der anderen.
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