Seit gut 15 Jahren betreut und organisiert das Diakonische Werk Schleswig-Holstein und die Diakonie Stiftung Schleswig-Holstein mit Unterstützung der Sozial-Lotterie „Aktion Mensch“ eine Vielzahl von sozialen und medizinischen Projekten in den baltischen Republiken Estland, Lettland und Litauen. Seit 2005 ist in Rendsburg dafür Stiftungsvorstand Bernd Hannemann und dessen Team im Diakonischen Werk zuständig. Zeit für eine Zwischenbilanz. Gemeinsam-für-menschen.net-Redakteur Wolfgang Henze sprach mit Bernd Hannemann über die Projekte, ihre Bedeutung und Zukunft.

 

 Was setzte einst den Start-Impuls für die Unterstützung sozialer, gesellschaftlicher und medizinischer Projekte in den drei baltischen Republiken?
Nach der wiedergewonnenen Unabhängigkeit zeigte sich auch gleich der große Unterstützungsbedarf in den drei Republiken in vielerlei Hinsicht. Eine große Welle der Hilfsbereitschaft setzte ein. Die deutschen Diakonie-Landesverbände wurden schließlich gebeten, sich organisiert um „Paten“-Nationen zu kümmern, damit sich die Hilfe auch gleichmäßig auswirkt.

Wie waren zuvor die Kontakte entstanden?
Das geht wesentlich auf die kirchliche Arbeit zurück. Deutsche Kirchengemeinden waren sofort nach der Unabhängigkeit bereit zur Hilfe und unterstützten ihre neuen Patengemeinden.

Bernd Hannemann. Foto: Henze

Können Sie sich noch an das allererste Projekt erinnern und beschreiben?
Ich persönlich war 2005 zum ersten Mal zu einer Projektkonferenz in Riga. Wir haben dort damals eine Bedarfsermittlung gemacht, wo und wie wir helfen können und unsere Möglichkeiten vorgestellt. Diese wichtige Netzwerkkonferenz stellte eine Initialzündung dar und ist mir insofern noch sehr bewusst; das war übrigens das erste Projekt im Baltikum, das aus Fördermitteln der Sozial-Lotterie Aktion Mensch unterstützt wurde.

Was hat Sie damals besonders berührt?
Die Krisenzentren für Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen in Lettland haben mich damals ganz besonders berührt.

Wie und vor allem in welche Richtung, inhaltlich, wuchsen dann weitere Aktivitäten nach?
Zuallererst musste Vertrauen aufgebaut werden. Es war alles immer sehr freundlich, aber man musste schon Acht geben, dass unsere Vorschläge nicht als Bevormundung aufgefasst wurden. Das stand manchmal schon unausgesprochen im Raum. Eine Barriere halt, die nur durch Vertrauensbildung zu überwinden war. Dies ist auch gelungen. Am Anfang war es verwunderlich, dass besonders „Aktion Mensch“-Projekte nicht angenommen worden sind, durch die ja besonders Basisstrukturen gestärkt werden sollen.

Was war insbesondere in den Anfangsjahren unverzichtbar, beispielsweise wenn man in Richtung ambitionierter und engagierter Akteure denkt?
Gut zuhören war wichtig. Die Projekte gemeinsam zu entwickeln und auf die Expertise der Akteure vor Ort setzen. Dann fühlten sich die zu Recht ernst genommen und engagierten sich umso mehr. Es musste Basisarbeit geleistet werden. In vielen Fällen war außer Ruinen und den Willen zur Hilfe nichts vorhanden.

Wie hat sich die Zusammenarbeit über die Jahre entwickelt?
Gut und vertrauensvoll, das kann man anders nicht sagen. Insbesondere durch eine solide Projekt-Finanzierungsfähigkeit ist eine gute und verlässliche Basis entstanden. Als Finanzquellen stehen uns Kirchensteuermittel der Nordkirche und Fördergelder der Lotterie Aktion Mensch zur Verfügung; mit weiteren Ressourcen des Diakonischen Werkes Schleswig-Holstein können wir einiges bewegen und das wissen unsere Partner sehr zu schätzen.

Gibt es inhaltlich besondere Schwerpunkte?
Ja, die gibt es durchaus. Es geht wesentlich um Menschen mit Behinderungen, um sozial benachteiligte Menschen, um Drogenabhängigkeit und um schwierige Lebenslagen.

Wie sehen Sie die Zukunft für diese Kooperationsprojekte zwischen den Diakonien?
Die Vernetzung der Diakonien in den drei baltischen Republiken ist schon gut. Jeder weiß, dass man nur voneinander lernen und profitieren kann. Aus diesem Grund werden auch regelmäßige Projektkonferenzen abgehalten.

Würde es Sinn machen, diese Projekte noch großräumiger zu vernetzen?
Absolut, aus diesem Grund wird ja auch ein neues Projekt „Partnerschaft im Dialog“ ins Leben gerufen. Dieses Vorhaben wird zum einen die Arbeit der drei norddeutschen diakonischen Landesverbände in ihren Partnernationen und -regionen besser vernetzen, wie auch die Projektträger in den Nationen untereinander. Von diesem Netzwerk werden dann neben Estland, Lettland und Litauen auch Polen, Rumänien, Kasachstan und die Region Sankt Petersburg profitieren, die von den diakonischen Landesverbänden in Mecklenburg-Vorpommern und in Hamburg betreut werden.

Stiftungs-Vorstand Bernd Hannemann (links) und Redakteur Wolfgang Henze

Was würden Sie sich für die weitere Entwicklung wünschen?
Wir sind auf einem guten Weg. Wenn Leidenschaft und Engagement in Deutschland und den Partnerregionen erhalten bleiben, die finanziellen Möglichkeiten von Bestand sind, dann wird noch viel Gutes geschehen können. Und so wünsche ich es mir.

 

Wegbeschreibung berechnenAls KML-Datei für Google Earth/Goolge Maps exportierenStandalone-Karte im Vollbild-Modus öffnenQR Code-Bild für Standalone-Vollbild-Kartenlink erstellenAls GeoJSON exportierenAls GeoJSON exportieren
Diakonisches Werk Schleswig-Holstein

Karte wird geladen - bitte warten...

Diakonisches Werk Schleswig-Holstein 54.289742, 9.653942 Die Diakonie ist der soziale Dienst der evangelischen Kirche. Mit seinen mehr als 900 Einrichtungen und Angeboten gehört das Diakonische Werk Schleswig-Holstein landesweit zu den größten Wohlfahrtsverbänden mit rund 28.000 hauptamtlich Beschäftigten und Tausenden freiwilligen Helferinnen und Helfern. Hier können Sie sich über die Hilfsangebote der Diakonie sowie über die Arbeit, Struktur und Mitarbeitenden des Landesverbandes informieren. Info: LinkTagungszentrum Martinshaus, Westerrönfeld, Germany (Routenplaner)