Liepaja – Pastor Martin Urdze hat gemeinsam mit ehrenamtlichen Mitarbeitern in den letzten Jahren eine Vielzahl von Initiativen und sozialen Projekten auf die Beine gestellt. Und das tut auch Not, denn die Lebenssituation in der lettischen Hafenstadt Liepaja ist für viele Menschen nicht einfach. Vielel von ihnen sind arbeitslos, einige darüberhinaus geistig, psychisch oder körperlich behindert, und die staatliche Förderung und Unterstützung für die Betroffenen fällt doch recht dürftig aus. Da sind natürlich auch Kirche und Diakonie gefordert, sich den Menschen zuzuwenden und Hilfsangebote zu organisieren.
Die evangelische Kirchengemeinde von Liepaja gehört der evangelisch-lutherischen Auslandskirche an, die ihren Hauptsitz in Deutschland hat. Direkt neben der Kreuzkirche hat in einem arg renovierungsbedürftigen Gebäude auch der Diakonie-Verein Heimat gefunden. Gelebter Glaube in der Kirche und Hilfsangebote in der Diakonie nebenan locken bedürftige Menschen an.
Um strukturiert Hilfe gewähren und Unterstützung leisten zu können, wurden etliche Projekte gestartet, wie beispielsweise „Domino“. Zu Beginn der Initiative wurden Kurse und Schulungen für arbeitslose Menschen mit Behinderungen angeboten, um handwerkliche Fähigkeiten zu vermitteln und sie behutsam in strukturierte Arbeits- und Tagesabläufe einzuführen.
In der Folge wurde schließlich im Haus der Diakonie in Liepaja der Domino-Laden eröffnet, über den die hand- und kunstgewerblichen Produkte der Kursteilnehmer verkauft werden konnten. Gefördert wird dieses Projekt durch das Diakonische Werk Schleswig-Holstein und die Soziallotterie „Aktion Mensch“. Da der Laden läuft, wird zurzeit daran gearbeitet, um den Online-Verkauf künftig besser präsentieren zu können. Nichts desto Trotz ist das Domino-Projekt jetzt förmlich ausgelaufen, denn die Initiative kann auf „eigenen Beinen stehen“ und damit ist bereits eine Menge für die betroffenen und geförderten Menschen erreicht worden.
Nach dem Projekt ist vor dem Projekt. Aus diesem Grund reisten kürzlich Teamleiter Bernd Hannemann und Referentin Ann-Christin Hasselmann vom Diakonischen Werk Schleswig-Holstein nach Liepaja, um die sachgerechte administrative Abwicklung zu prüfen, sozusagen förmlich die Domino-Akte abzurechnen und schließlich zuzuklappen. Das ist wichtig, denn die Nutzung der Fördermittel muss natürlich geprüft werden, umso mehr die sachliche Verantwortung für diese sozialen Förderprojekte beim Diakonischen Werk Schleswig-Holstein liegt.
Nach dem Projekt ist meist aber auch vor dem Projekt, und so galt es vor allen Dingen auch über die künftige Unterstützung von bedürftigen Sozialrentnern in Liepaja zu sprechen, die mit 120 Euro staatlicher Monatszahlung kaum über die Runden kommen können. Aus diesem Grund wurde im Diakonie-Verein eine Unterstützergruppe gebildet, der sich betroffene Menschen anschließen können. Geleitet wird diese Gruppe von Inara Ozola, die sich seit vielen Jahren in der Diakonie engagiert.
Die Gruppe wächst beständigt, der Bedarf nach Förderung und Unterstützung bei Sozialrentnern ist groß. In der Gruppe werden ihnen Fähigkeiten vermittelt, um besser im Alltag klarzukommen; Fähigkeiten zu erwerben um das eigene Leben zu strukturieren und nach Möglichkeit auch eine Berufsausbildung abschließen zu können. Zwei Gruppenmitgliedern ist vor allem Letzteres bereits gelungen. So wurde einer der jungen Menschen zum Altenpfleger ausgebildet, ein anderer konnte sich für Wach- und Sicherheitsdienste qualifizieren.
Beinahe vor jedem Treffen wird gemeinsam gekocht. „Leerer Magen lernt nicht gerne“, erklärt Inara Ozola, einen Spruch den wir auch in Deutschland kennen. Tatsächlich kommen viele Gruppenmitglieder hungrig zu den Treffen, denn die kleine Sozialrente reicht eben kaum über den Monat. Darum sei das Kochen beliebt, weiß auch Pastor Urdze, weil man die „Ergebnisse“ hinterher verspeisen kann.
Gemeinsam mit den deutschen Partnern wurde diese Initiative ausgiebig besprochen, soll künftig erweitert werden und ebenfalls vom Diakonischen Werk und der „Aktion Mensch“-Lotterie gefördert werden. „Da ist alles auf einem guten Weg“, betont Bernd Hannemann. Wolfgang Henze
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