Rendsburg/Appen/Bukarest (whe) – Dr. Marian Ursan, executive Manager der rumänischen Hilfs-Organisation „Carusel“, besuchte auf Einladung der Stiftung Hamburger Arbeiter-Kolonie vom 24. bis zum 26. April 2018 verschiedene diakonische Einrichtungen in Schleswig-Holstein. Ursan ist Partner im internationalen Dialog-Projekt, das die drei Diakonie-Landesverbände der deutschen evangelisch-lutherischen Nordkirche Anfang 2017 mit Partnern in Estland, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Bulgarien Kasachstan und dem russischen Oblast Sankt Petersburg gegründet haben. Dabei geht es um Vernetzung und Wissensvermittlung zu sozialen und medizinischen Themen, sowie einer Vielzahl von Projekten, die in den Partnernationen gemeinsam mit den drei deutschen Diakonie-Landesverbänden entwickelt und organisiert worden sind.

In Schleswig-Holstein besichtigte Marian Ursan „Odyssee“, ein Arbeitsprojekt für substituierte drogenabhängige Menschen, sowie die Substitionsambulanz in der Kieler Boninstraße. Später besuchte der das Malteser Nordlicht in Hamburg, sowie das Drob Inn im Besenbinderhof.

Bernd Hannemann vom Diakonischen Werk Schleswig-Holstein stellt das internationale Dialog-Projekt vor.

Am Mittwoch hielt Dr. Ursan einen Vortrag zum Thema „Suchthilfe in Rumänien“ im Schäferhof in Appen. Den Schwerpunkt des Themas legte er auf die Betrachtung einer Vielzahl von bedeutender Komponenten zum Thema Drogenabhängigkeit, wie Armut, Krankheit, Obdachlosigkeit und Bildungsferne. So zeigte er eindrucksvoll negative Entwicklungsströme über die letzten Jahrzehnte in der rumänischen Gesellschaft auf, die letztlich für viele Menschen ursächlich für ihre Abhängigkeit zu werten sind.

„Carusel“ arbeitet dabei in Bukarest sozusagen im „Auge des Orkans“, da zur Abhängigkeit immer auch andere negative Elemente wie Armut oder Obdachlosigkeit einen Beitrag leisten.

Aufmerksame Zuhörer im Schäferhof: Rainer Adomat und Petra Mindermann begrüßen die Gäste.

„Die Lebenssituation vieler Menschen in Rumänien ist einfach schlecht“, betonte Marian Ursan. Auch habe der Staat über viele Jahre die Entwicklung eines Sozialsystems zugunsten der Rückzahlung von Schulden an den Internationalen Währungsfond vernachlässigt. „Dies hat sich gerächt“, so der „Carusel“-Chef.

Anfangs war Heroin als Hauptdroge anzusehen, seit 2011 sei ein zunehmender Wechsel auf andere Drogen, vor allem synthetische, zu beobachten. In Rumänien seien harte Drogen für wesentlich weniger Geld als Alkohol zu beschaffen, so Ursan weiter. Aktuelle Forschungen hätten im Übrigen ergeben, dass ein hoher Anteil der drogenabhängigen Menschen HIV-infiziert sei oder unter Hepatitis-B leide.

Marian Ursan im Vortrag.

Carusel arbeitet in Bukarest mit Drogen-Konsumenten, Obdachlosen, Prostituierten, HIV-Infizierten und Hepatitis-B-Kranken und Menschen mit Tuberkulose zusammen. Aber auch mit armen Menschen, Kindern und Homosexuellen werde geholfen. „Auf die Drogenabhängigen treffen dann immer mehrere der genannten Eigenschaften zu“.

Rund 2.000 Menschen werden von einigen Vollzeit-Mitarbeitern und etlichen Freiwillen durch „Carusel“ betreut. Marian Ursan drückte seinen Dank für die Unterstützung durch die deutschen Diakonie- und anderen Hilfseinrichtungen aus.