Fast tausend Kilometer weit von Weißrussland, durch Litauen bis zum Kurischen Haff fließt die Memel. Auf dem letzten Viertel markiert das geschichtsträchtige Gewässer dabei den Grenzverlauf zwischen Litauen und dem russischen Oblast Kaliningrad. Etwa ab Smalininkai wird der Fluss zur heutigen Staatsgrenze, der kleine Ort gilt als die einzige ehemals ostpreußische Kommune, die seit der Unabhängigkeit 1992 zu Litauen gehört.
Smalininkai, früher Schmalleningken, leidet wie viele ländliche Orte in den drei baltischen Staaten unter dem Wegzug der jungen Generation, die bessere Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten in den großen Städten oder sogar gleich im europäischen Ausland sucht. Dies bedeutet, dass die Menschen in den Dörfern zunehmend älter werden und auf Unterstützung und neue Wohnformen angewiesen sind.
Aus diesen Gründen plant der Diakonie-Landesverband unter der Leitung von Pastor Mindaugas Kairys in Smalininkai eine Tages-Sozialstation mit vielfältigem Angebot zu errichten. Das Zentrum wird sich an bedürftige Kinder, Jugendliche und erwachsene Menschen richten.
Um dieses Ziel zu erreichen soll ein vor langen Jahren stillgelegter ehemaliger sowjetischer Kindergarten umgebaut werden, dessen stark restaurierungsbedürftige Gebäude auf einem großen Grundstück ausreichend Flächen bieten.
Der Plan steht in den Köpfen und auch schon auf dem Papier, der Bedarf für so eine Sozialstation vor Ort ist groß, jetzt geht es vor allem um die Finanzierung, die aus verschiedenen nationalen und internationalen Quellen, beispielsweise durch die Sozial-Lotterie „Aktion Mensch“ und das Diakonische Werk Schleswig-Holstein, unterstützt werden kann. Auch muss geprüft werden, ob sich aus dem Projekt selber nicht eine Wertschöpfung ergeben kann.
So entstand auch die Idee, die exzellente Lage des Gebäudekomplex, mit einem großen Grundstück in direkter Uferlage zur Memel, auch ein Stück weit für den Tourismus zu nutzen. Es würde sich anbieten, dort einen Wohnmobilstellplatz zu errichten – dies wäre der erste in Litauen – dessen Ertrag zum einen die Sozialstation „stützen“ könnte, und der zum anderen auch einige Inklusions-Arbeitsplätze bieten würde.
Aufgrund seiner Lage, umgeben von schöner Natur – nur rund 150 Kilometer entfernt von Klaipeda – und der dortigen Fähranbindung nach Deutschland und Skandinavien, würde der Platz eine besondere Sogwirkung für internationale Campingtouristen entfalten, umso mehr die Lage – im einzigen „ostpreußischen“ Dorf nördlich der Memel und des Oblasts Kaliningrad – auch von besonderer historischer Bedeutung ist.
Eine erste Idee mit einem planerischen Vor-Entwurf für einen künftigen Wohnmobilstellplatz unter diakonischer Führung entstand dieser Tage in Kooperation mit Selena Zeller und Marc Stoesser von SZplan (Link) -erfahrene Landschaftsarchitekten aus München. Wenn sich alles fügt im Gesamt-Projekt „Smalininkai“, soll mit den Bauarbeiten bereits im nächsten Jahr begonnen werden.
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