Am 1. Januar 2017 fiel der Startschuss für das Dialog-Projekt, das die internationalen Aktivitäten der drei diakonischen Landesverbände der evangelisch-lutherischen Nordkirche mit osteuropäischen Diakonie-Partnern und deren soziale und medizinische Projekte miteinander vernetzt. Formell findet dieses Projekt zum 31. Dezember dieses Jahres ein vorläufiges Ende. Auf der Abschlusskonferenz in Hamburg wurde kürzlich mit den Vertretern aus den Partnernationen ein erstes Fazit gezogen.

Das Dialog-Projekt dient der Schaffung eines Netzwerks der osteuropäischen Partner mit den Ansprechpartnern der Nordkirche. Das Netzwerk soll sowohl die Beziehungen zwischen Partnern der Nordkirche und der jeweiligen osteuropäischen Partner erreichen, wie auch Beziehungen zwischen den unterschiedlichen osteuropäischen Akteuren schaffen und stärken. Es sollen feste Strukturen gebildet werden, die sich über den Projektzeitraum hinaus stabilisieren und in Form eines Kompetenznetzwerks für Unterstützung und Entwicklung der Beteiligten untereinander sorgen. Die bereits bestehenden Netzwerke diakonischer Arbeit mit den osteuropäischen Partnerländern sollen nachhaltig zusammengeführt werden.

Konferenz: Akive Arbeitsrunde

 Die diakonische Partnerschaftsarbeit in Osteuropa ist ein durch die Nordkirche definiertes Ziel für die Diakonischen Landesverbände Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Sie verknüpft die soziale Arbeit der Diakonischen Werke mit Fragen internationaler Zusammenarbeit: Lokale sozialdiakonische Angebote haben zunehmend auch eine internationale Dimension, wie das zum Beispiel im Bereich der Wohnungslosenhilfe, der Migrationsarbeit oder im Bereich der Pflege deutlich wird. Armutsbekämpfung und der Einsatz für Menschenrechte hat für die Diakonie nicht nur eine lokale Dimension, sondern steht auch in einem globalen Zusammenhang.

Das Verständnis der unterschiedlichen Situationen vor Ort, Möglichkeiten der Hilfestellung und der Kooperation werden durch länderübergreifende Netzwerke zivilgesellschaftlicher und staatlicher Akteure ermöglich und gestärkt. Die Diakonischen Werke verfügen über langjährige Partnerschaften mit kirchlich-diakonischen Einrichtungen und anderen gemeinnützigen Organisationen und arbeiten auch mit Brot für die Welt zusammen.

Konferenz; Landespastor Heiko Naß, Vorstand Diakonisches Werk Schleswig-Holstein und Sabine Thommessen.

Mit den Veränderungen in Osteuropa, dem Beitritt neuer Länder zur Europäischen Union wurde humanitäre und strukturelle Zusammenarbeit mit den (neuen) Nachbarn zu einem wichtigen Thema in Kirche und Diakonie. Im Rahmen gemeinsamer Projektarbeit werden Aufgaben wie zum Beispiel die Unterstützung von Obdachlosen, die Umsetzung von Menschenrechten behinderter Menschen oder die Verbesserung der Situation osteuropäischer Pflegekräfte aufgegriffen und intensiver vernetzt.

Projekt: Das Aidrom-Team in Timisoara, Rumänien

Viele Menschen in den osteuropäischen Partnerländern leben noch immer unterhalb der Armutsgrenze. Deshalb setzen die Diakonischen Werke über die Osteuropa-Partnerschaften die humanitären Hilfen fort, während sie gleichzeitig gemeinsam mit ihren Partnern daran arbeitet, Strukturen zu schaffen, die soziale Arbeit vor Ort auch finanziell absichert. Die osteuropäischen diakonischen Projekte haben häufig Best Practice Charakter – das daraus resultierende Erfahrungs- und Fachwissen wird aber in der Regel nicht weitergegeben oder transparent gemacht. Projekte laufen erfolgreich, die Projektergebnisse versanden aber schnell oder bleiben unsichtbar. Dies resultiert unter anderem an einem mangelnden Austausch und fehlender Vernetzung der Partnerschaftsländer untereinander.

Projekt: Litauens Diakonie-Landesleiter Pastor Mindaugas Kairys (links) und Pastor Valdas Miliauskas, Leiter der Drogen-Rehabilitationseinrichtung Gabrielius bei Vyziu/Litauen

Im Rahmen dieses Projekts arbeiten die drei Landesverbände Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern organisatorisch zusammen. Stellvertretend für die Partner übernahm das Diakonische Werk Schleswig-Holstein die Verantwortung für das Antragsverfahren und die weitere Koordinierung.

Projekt: Künftige Sozialstation mit Senioren-Appartements in Smalininkai

Projekt-Ziele

Das Dialog-Projekt fördert den fachlichen Austausch über Arbeitsschwerpunkte und Best Practices die Hilfe zur Selbsthilfe, damit die osteuropäischen Projektpartner im Projektgeschehen ein neues Selbstbewusstsein entwickeln. Die Schaffung von Basisstrukturen im Projektbereich, eine Stärkung der Fähigkeiten im Fundraising, die Verbesserung der Fähigkeit zur Projektentwicklung ,die Beratung bei europäischen Fördervorhaben, sowie die Qualitätsentwicklung aller Projektpartner.

Konferenz: Projekt-Koordinator Bernd Hannemann trägt vor.

Das Projekt soll insbesondere den fachlichen Austausch und die Kompetenzerweiterung bei allen Projektpartnern fördern. Dazu dienen die fachspezifischen Fortbildungsangebote bei den Diakonischen Landesverbänden beziehungsweise den Partnern (jeweils veranstaltet in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, oder in einem der Partnerländer. Dann organisiert durch den jeweiligen Landesverband oder der Regionalkoordination. Thematische Schwerpunkte sind dabei den Landesverbänden zugeordnet.

Stimmen zum internationalen Dialog-Projekt

Im Zentrum des Projekts standen drei Themenkonferenzen in den Partnernationen. Im Herbst 2017 ging es in Klaipeda um Sucht-Prävention und -Rehabilitation. Ein Jahr später in Bukarest um Migration, Menschenhandel und Armut. Auch wurde intensiv über Fundraisingstrategien für NGO informiert. Im Mai 2019 ging es in Wroclaw schließlich um die Themen Pflege und Senioren. Gemeinsam-fuer-menschen.net berichtete jeweils darüber.

Projekt: Themenkonferenz in Bukarest: Flüchtlinge berichten

Im Oktober konnte bei der Abschluss-Konferenz in Hamburg kürzlich ein erstes Fazit gezogen werden. Und dieses fiel durchgängig positiv aus. Tatsächlich wurde vor allem die Vernetzung der Projekte und der Institutionen gelobt, die es ermöglicht hätten, eigene Anstrengungen zu optimieren und internationale Expertise zu nutzen. So konnte schließlich auch unmittelbar in vielen Fällen von Projekt zu Projekt Unterstützung und Hilfe gewährt werden. Die themenzentrierten Konferenzen leisteten schließlich wesentliche Beiträge zur Identifizierung neuer Projekte oder Optimierung laufender.

Projekt: Teija Toivari betreut einen Patienten im Hospiz des Diakonie-Krankenhauses in Tallinn/Estland.

Bernd Hannemann vom Diakonischen Werk Schleswig-Holstein und Koordinator des Dialog-Projekts betonte schließlich, dass es sinnvoll sei, den Nutzen dieses Netzwerks in die Zukunft zu tragen. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen Sangeeta Fager (Diakonisches Werk Hamburg) und Tatjana Stein (Diakonisches Werk Mecklenburg-Vorpommern) und in Kooperation mit den internationalen Partnern soll geprüft werden, in welcher Form das Dialog-Projekt weitergeführt werden kann.

Die Vorstände der drei diakonischen Landesverbände betonten ebenfalls die Erfolge dieses gemeinsamen Projekts auf der Konferenz in Hamburg. Gabi Brasch, Vorstand Diakonisches Werk Hamburg: „Die drei Jahre haben gezeigt, dass Probleme bei den Themen Migration, Menschenhandel und Armut international bearbeitet werden müssen. Darüber hinaus wurde bei den weiteren Themen Suchtkrankenhilfe und Pflege aber auch Fundraising deutlich, was für ein großes Potential der Austausch für die Weiterentwicklung der Arbeit in allen beteiligten Ländern hat.  Wir bedanken uns bei unseren Partnern für die offene und konstruktive Zusammenarbeit“.